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Machtspiele: Abram, Sarai und Hagar

Photo: Hagar – DALL-E, KI-GENERIERT

Sarai hat Macht. Sie ist Abrams Ehefrau. Sie herrscht. Sie ordnet an. Sie bestraft. Abram lässt sie gewähren. Er mischt sich nicht in die Haushaltsbelange ein. Männer tun so etwas nicht. Männer kümmern sich um das Geschäft. Hauptsache, Sarai und er sind zufrieden, ja, glücklich.

Allerdings: Das Glück ist getrübt. Sie ist immer noch kinderlos. Dabei ist sie schon in den 80gern. Das treibt sie um. Schlaflose Nächte. Andere haben schon längst Enkelkinder. Gott, warum hast du meinen Schoß verschlossen? Hast du vergessen, was du Abram versprochen hast? G*tt antwortet ihr nicht. Sarai, die geschäftige Hausfrau, macht daher das, was sie gewohnt ist: Sie organisiert. Sie ordnet an. „Abram, nimm Hagar zur Nebenfrau und schlafe mit ihr.“

Hagar muss gehorchen. Sie hat keine Wahl. Wie über so viele Frauen wird über sie bestimmt. Wie so viele Frauen auf der Welt wird sie zum Sex gezwungen. Wie so viele Frauen ist Hagar ohnmächtig.

Dann wird sie schwanger. Auf einmal sehen alle auf Hagar, reden über sie, befühlen ihren Bauch, fragen, wann es soweit ist. Täglich wird Sarai vorgeführt, was sie nicht kann: Kinder bekommen. Das Merkwürdige: Obwohl Sarai genau das wollte, schieben sich Neid und Missgunst in den Alltag. Sarai sieht immer nur das eigene Versagen. Sie mobbt Hagar so lange, bis Hagar flieht. Fliehen muss, weil sie die Situation nicht aushält. Und Abram – hält sich raus. Das sollen die Frauen unter sich regeln.

Gott selbst scheint auch eher auf der Seite Abrams zu stehen. Er greift erst ein als die Lage eskaliert. Seine Botschaft: „Kehre zurück zu deiner Herrin und ordne dich ihr unter“. Das stößt mich vor den Kopf. Hagar, das Mobbing-Opfer soll sich fügen? Unmöglich. Da rebelliert mein Sinn für Gerechtigkeit. Zudem: Ihr Sohn wird sein wie ein bockiger Wildesel? Schöne Aussichten für Ismael. Immerhin sagt Gott später: „Ich will ihn segnen, sodass er fruchtbar ist und sich über die Maßen vermehrt.“ Ob Hagar das später von Abram erfahren hat? Wer weiß. Hagar kehrt auf jeden Fall zurück. Ismael wird geboren. Ein Happy End.

Zumindest für Abram und Sarai. Und was ist mit Hagar? Was ist mit ihrem Leid, mit den seelischen Verletzungen? Sind die weniger schlimm, nur weil Gott sie anschaut, sie wertschätzt? Wiegt das Eine das Andere auf? Was für einen Wert hat es, das Gott mich anschaut und dann nichts an meiner Lage ändert? Was folgt daraus? Vielleicht dies: Gott schenkt Denen einen Wert, die wir als gering achten. Gott lenkt unsere Blicke auf die, die hilflos sind – auf die Frauen, die in Bordellen zum Sex gezwungen werden, auf die Kinder, die in Afrikas Minen Rohstoffe gewinnen. Dort, wo ungerechte Machtverhältnisse herrschen ist sie und sie spricht uns Mut zu. Gleichzeitig sagt Gott aber auch: „Seht hin. Tut etwas. Gerechtigkeit soll fließen wie Wasser. Jagt dem Frieden nach. Wer einen der Geringsten ein gutes Werk getan hat, der hat es mir getan.“ Gott ist ein Gott, der sieht, er uns ermächtigt die Dinge zu ändern.