Es heißt SOCIAL Media, nicht TECHNICAL Media.

Alleinstellungsmerkmal streichen – aber er ist dann billiger

Ich habe ja mit einigem Amüsement und gewisser Skepsis dieses Gehype um den angekündigten TXTR-Reader verfolgt. Ja, das ist ein Ebook-Reader, richtig. Aber anders als Kindle, Sony und Co. – die übrigens in der aktuellen CT getestet werden, der TXTR ist ja erst ab Dezember vorbestellbar, es wäre interessant gewesen den im Vergleich zu sehen – ist das ja DER eBook-Reader für die Open-Source-Community. Genau. Die Erlösung von DRM und Co. Der kann halt alles, aber nur viel besser. Echt. Weil: Der basiert halt auf offenen Standards. Linux und so. Man versteht schon. (Und was der nicht alles an Formaten unterstützen sollte… Geblieben sind momentan wohl nur die üblichen: epub, pdf und txt. Andere Formate kann man auf der Plattform umwandeln lassen. Ah ja.)

UND: Der hat ein WLAN-Feature eingebaut. Whow! DAS wäre ja mal ein Grund dieses Teil zu kaufen, auch wenn es etwas teurer anvisiert ist als Kindle und Sony. Hey, WLAN – was man damit alles anfangen könnte… Hmm… Na ja, man könnte in allen Buchgeschäften des Internets halt Bücher kaufen. Vielleicht könnte man damit sogar surfen.

Na ja, die knapp zwanzig Euro mehr – die legt man doch gerne für ein Alleinstellungsmerkmal hin, oder? Sahen die Kunden auf der Buchmesse offenbar anders und deswegen, genau, hat TXTR genau das Feature, was den Reader besonders macht – gestrichen. Begründung:

Wir sind in den Wochen seit der Buchmesse wieder und wieder gefragt worden: Warum ist das Ding so teuer? Und die Antwort war immer: Die Funkschnittstellen kosten nun mal Geld. Da wir Mobilfunk in jedem Fall machen wollen — ein Gerät mit Onlineverbindung, die nicht konfiguriert werden muß, ist so viel einfacher zu bedienen als eins ohne — blieb nur, WLAN zu opfern. WLAN ist für Laien äußerst schwer zu konfigurieren, und bei einem Gerät ohne Tastatur wären öffentliche Hotspots ohnehin unzugänglich geblieben.

So, so, WLAN ist für Laien also schwer einzurichten – nun – vielleicht kann ja mal jemand aus Japan, der den FLEPia von Fujitsu besitzt dazu was sagen? Denn der hat auch WLAN, ist aber leider bisher nur dort erhältlich und nicht in Deutschland. Aber bestimmt können doch die Nutzer des iRex Iliad was dazu sagen. Na ja, da wird beim Cnet bemängelt, dass die WLAN-Funktion nicht ganz so doll sei. Das ist aber einige Zeit her, seit 2007 kann sich da was verbessert haben.

Das Argument, man habe das WLAN-Feature – also DAS Alleinstellungsmerkmal für diese Preisklasse, der Iliad ist eine andere Liga – ausgebaut weil der Laie es nicht bedienen kann riecht ja förmlich nach „Da haben wir uns etwas übernommen – besser wir streichen das bevor es noch jemanden auffällt“. Sehen wir mal davon ab, dass man sich im Endeffekt mit dem Kauf des TXTR ebenfalls an eine Plattform bindet – seltsamerweise ist das bei Kritikern des Kindle ja immer DAS Argument zum Aufregen, aber hey, es ist ja ein Social-Netzwork für Leser, also total gut.

Ich finde auch das Andere höchst merkwürdig, vielleicht verstehe ich das ja auch nicht so richtig, deswegen mal langsam nach-ge-dacht: Das Teil hat eine USB-Schnittstelle – darüber kann ich dann eigene Texte aufs Gerät bringen, richtig? Okay.
Oder ich kann meine Dokumente auf die TXTR-Plattform packen und sie dann von dort aus mit dem Reader herunterladen, was auch ohne ein Abo möglich sein soll? Richtig? Hat man dann offenbar auch die Speicherkarten-Erweiterungsfunktion von der in diesem Blogbeitrag die Rede ist – Stand Januar – komplett gestrichen? Na ja, immerhin scheint Bluetooth noch drin zu sein… Oder halt das Datenkabel.
Gibts denn wenigstens eine Software dazu, die mir das ganze Prozedere – wenn ich denn nicht meine Texte und Dateien von der Plattform verwaltet haben möchte weil ich vielleicht ein kleines Datenschutzproblem damit habe eventuell – erleichtert? Gute Frage, ich lese davon so gar nichts.
Stöbern und Herunterladen von Dateien ist also auch kostenlos? Na, das will ich doch wohl meinen – wenn ich meine Dateien auf anderem Weg auf die Plattform hochlade sollte das ja wohl der Fall sein. Und jetzt kommt der Punkt, über den ich mich am meisten amüsiert habe – denn das ach so soziale Feature des Readers – das – nun – das wird halt – kosten:

Wer allerdings Texte mit anderen Nutzern tauschen oder zwischen verschiedenen Geräten synchronisieren möchte, muss für die Datenübertragung zahlen. Die Daten-Flatrate kostet monatlich 14,99 Euro oder bei einer Bindung auf ein Jahr nur 11,99 Euro pro Monat.

Ah ja. Hybsch. Ist ja DER Anreiz sich sowas zuzulegen, das Tauschen von Texten mit anderen aus der Community. Das ist natürlich social – aber open ist das nicht.

Eines steht fest: Wenn ich mir einen Ebookreader kaufen würde, dann nicht einen bei dem kurzfristig die Killerapplikation aus Kostengründen demontiert wurde und bei dem das Tauschen von Texten kostenpflichtig ist. Jedenfalls wenn man das online macht. Wie das aussieht, wenn man die Dinger per USB-Kabel aneinanderbindet wie weiland den Gameboy – das ist ja dann mal eine andere Frage. Aber ebenfalls kein Kaufgrund für mich. Tja, mal wieder der Beweis dafür was aus einer hochgehypten Idee wird…

 

12 Antworten zu „Alleinstellungsmerkmal streichen – aber er ist dann billiger”.

  1. Manuel

    Das ist ein wenig missverständlich ausgedrückt. Das mit dem Synchronisieren und Tauschen von Daten kostet nichts – der Service von txtr.com ist kostenlos. Lediglich wenn über Mobilfunk seine Daten mit seinem txtr.com Account abgleicht, fallen natürlich beim Mobilfunkbetreiber kosten an. Genau dafür gibt es das Daten-Abo. Per USB (und leider nicht mit WLAN) ist der Abgleich kostenlos.

    Der Zugriff auf den txtr Store ist auch ohne Abo kostenlos.

    1. Prospero

      Ah ja – und was heißt das wenn man seine Daten mit dem Txtr-Account abgleicht? Was genau passiert dann?
      Habe ich dann auf meinem Gerät einen Text in Fassung A und auf meinem Account einen Text mit Fassung B und wenn ich den auf meinen Reader schaufeln möchte brauche ich das Abo?

      Oder beinhaltet dies dann doch das Herunterladen von Dateien, wenn der Mobilfunk auf den Shop zugreift – also dann doch den Transport von Dateien zum Shop vom Gerät und vice versa? Gute Frage, ich wäre für eine exakte Definition sehr verbunden.

      Und wenn das mißverständlich formuliert ist, dann sollte man das vielleicht etwas besser formulieren.

  2. jo

    Sie können eigene Dokumente via USB auf den den txtr kopieren: http://www.heise.de/mobil/newsticker/foren/S-Eigene-Inhalte-im-Abo/forum-167607/msg-17507384/read/

    Von einem Verzicht auf den SD-Kartenslot ist unter http://reader.txtr.com/txtr-reader/specifications/ nichts zu lesen (WLAN ist dort bereits gestrichen). Wäre auch merkwürdig, anderen Speichern hat das Gerät abseits von 128MB RAM für’s „Betriebssystem“ ja nicht.

    1. Prospero

      Ah – da habe ich wohl den HD-Slot übersehen bei den Spezifikationen. Gut. Das mit dem USB-Slot war schon klar, aber ich musste das dennoch mal fragen. ;-)

  3. doxanus

    Glückwunsch, du wurdest von Don Alphonso erwähnt … .

    Ich frage mich nur, gegen wen dieser Rant gerichtet ist? Txtr? Geschenkt, die sind aus den von dir beschriebenen Gründen sicher bald Geschichte (oder ein Fall für § 18 InsO). Eine ominöse Jubelcommunity? Das können höchstens die Wirtschaftsseiten best. Zeitungen sein, die kann man bei Technikthemen eh nicht ernst nehmen. Ansonsten wurde txtr aufmerksam, jedoch skeptisch verfolgt:
    Wenn man halbwegs mit Bewußtsein und (also okay, da scheidet der deutsche Schurnalist schon aus) Hirn ein wenig auf mobileread.com oder teleread.org die txtr-Geschichte verfolgte, musste recht schnell klar werden, dass es nichts wird mit dem versprochenen Gerät. Du hast’s ja teilweise angesprochen, zu erwähnen wäre auf jeden Fall noch der fehlende aber anfangs groß geypte Touchscreen (ohne den es keine „sozialen“ Funktionen beim Lesen gibt, die da sind Unterstreichen, Kommentieren etc.), grottiges eplus-Netz, lächerliche Web“community“ als ziemlich teures Abo (die es ohne Abo mit feedbooks bereits gibt), mangelnde Formatvielfalt. Und zu guter letzt: Ein völlig überzogener Preis! Es gibt inzwischen ein halbes Dutzend Konkurrenten.

    Txtr ist ein klassisches Beispiel für eine Firma, die es offenbar nicht schaffte, konkurrenzfähige Mengen, die dann billig sind, in Fernost produzieren zu lassen. Oder die technisch das WLAN nicht in Griff bekam. Mir kann keiner erzählen, dass sie das WLAN-Feature erst diese Woche oder in den Wochen nach der Buchmesse gestrichen haben — die Vorlaufzeiten sind einfach viel zu lang (es sei denn txtr hat auch beim Verkausstart geschummelt und ist eigentlich erst Mitte nächsten Jahres fähig, seine Hardware zu verkaufen), selbst bei Standardhardware müssen außerdem Treiber, das GUI usf. angepasst werden.
    Ich denke eher: Vermutlich haben die bereits lange lange vor der Buchmesse gemerkt: ‚Hey, mit dem Preis sind wir viel zu teuer, selbst Sony ist billiger, lass uns das Gerät abspecken, damit wir im Endpreis unter die magische 300 EUR-Grenze kommen. Außerdem packen wir das nicht mit GUI ohne Touchscreen und der Konfiguration von WLAN (WPA-Schlüssel eingeben usf.)‘ Haben dann den Hype um die Buchmesse noch gerne mitgenommen, sich über die it-behinderten Wirtschaftsjournalisten tot gelacht, um nun so zu tun als sei das alles ein Beispiel wie exakt man auf pot. Kundenwünsche eingeht (der Kunde will kein WLAN, kann kein WLAN und überhaupt, auch Apple sagt: Browser auf Readern sind doof).
    Na ja, die Firma hat sich selbst ins Abseits geschossen: Man muss sich nur die Kommentare bei txtr angucken, ganz armselig, dass sie sogar eine Zeitlang die alten Pressemitteilungen frisierten (http://blog.txtr.com/?p=318 Kommentar FR November 30, 2009 8:52 pm) und die jetzt ganz abgeschaltet haben.

    1. Prospero

      Wie geschrieben – ich habe die Entwicklung mit Amüsement verfolgt, mir erzählst du nichts Neues. Die Begründung war halt so – nun – ausgefallen, dass ich einfach nicht an mich halten konnte.

      Wobei der Absatz mit Bluetooth im von Dir verlinktem Artikel – schade, den habe ich nicht gesehen, der ist ja noch herrlicher als die Begründung warum das WLAN-Feature nicht drin ist. :-)

  4. FussLhain

    mh, mir geht es ähnlich. txtr gibt ja an, dass der preis der grund ist, weshalb sie auf das wlanmodul verzichten.
    als da stand, dass sie auf das wlan mobil verzichten war mir das ehrlich gesagt egal, weil ich als alternative ja noch bluetooth hätte.
    zu den kostenfaktor mit umts kann ich nur sagen, dass das abo, für mich als student, nicht in frage kommt – schlichtweg nicht finanzierbar.
    bücher kann man ja auf der plattform tauschen/freigeben und bestimmt auch über bluetooth ;)
    wie auch immer, ich hab mich schon jetzt in das produkt verliebt, trotz der kompromisse die das unternehmen eingehen muss, seis nun zeitmangel oder der zwang von partnern(?)

    lg,
    fussl

    1. Prospero

      Hmm, ich würde die Begründung von TXTR warum das WLAN-Feature nicht mehr da ist noch mal in aller Ruhe durchlesen. Der PREIS der Komponente ist nur eine Seite der Begründung:

      „WLAN ist für Laien äußerst schwer zu konfigurieren, und bei einem Gerät ohne Tastatur wären öffentliche Hotspots ohnehin unzugänglich geblieben.“

      WLAN ist für Laien schwer zu konfigurieren? Na ja, kommt auf den Router an, da gibts ja welche mit denen das auf Knopfdruck funktioniert, aber pst – ich habe es tatsächlich geschafft eine lange, lange Nummer in meinen PC einzugeben… :-)
      Okay, das mit der Tastatur – dazu kann ich jetzt nichts sagen. Aber wenn das Gerät keine Tastatur hat, wie soll man dann seine Notizen machen? Lesezeichen gehen auch per Knopfdruck, aber unterstreichen oder sowas… Nun ja. Ich bin auf die Berichte der ersten Tester gespannt. Leider hats ja nicht mehr für die CT gereicht…

  5. Nico

    Egal wie toll das Ding ist, ich würde mir niemals einen E-Bookreader kaufen. Es ist ein so viel besseres Gefühl etwas handfestes zu haben, ein Buch, in dem man soviel blättern kann wie man will. Und wenn ich blättern sage, meine ich das auch so, nicht etwa das man unten Pfeile auf nem Display sieht oder das Ding auf und zu klappt um umzublättern!

  6. FussLhain

    hehe, wenn du den kommentar in 10 jahren liest, dann musst du darüber bestimmt lachen ;)

    ich denke ebookreader werden sämtliche magazine ablösen. außerdem ist es ja auch für unternehmen interessant.

    ein elektronisches dokument kann sicherlich nicht den wert eines echten buches ersetzen.
    aber für den alltag ist es einfach praktischer. (wenn ich zb an die feeds denke und die verlorene zeit in der ubahn)

    1. Prospero

      Nicht dass wir uns missverstehen: Ich denke dass Ebooks durchaus – wenn sie billiger sind als die Druckausgaben, wenn sie ohne DRM daherkommen und wenn sie in einem Format herkommen, das alle Reader lesen und verstehen – kurzum, dass Ebooks und Ereader natürlich eine Rolle spielen werden.
      (Sehen wir mal ganz davon ab, dass wir eine erste Welle von Readern ja schon hinter uns haben, das war fast genau vor 10 Jahren. ;-))
      Es geht hier nicht generell um eine Kritik am Medium an sich – es geht um einen einzelnen Reader mit seinen Vor- und Nachteilen.
      Letzendlich wird sich das, da lehne ich mich aus dem Fenster, vermutlich eh alles aufs Handy verlagern. Das iPhone und der Blackberry Storm können ja Ebooks darstellen.

  7. Ruedi

    ohne wlan geht gar nichts, fertig. Jeder der einen Computer zuhause hat, hat sich schon mit Wlan beschäftigt bzw. kennt jemand der sich auskennt. Wo liegt das Problem?