Es heißt SOCIAL Media, nicht TECHNICAL Media.

Katze aus dem Sack: Onleihe in der Stadtbücherei Duisburg

Seit heute gibts die Virtuelle Bibliothek auch in Duisburg – wobei sich hinter dem Label das Angebot der Onleihe verbirgt. Liest man sich die Presseberichte dazu durch, dann könnte man sagen – tolles Angebot. Weil: Keine Gebühren mehr für verspätete Rückgaben, meint die NRZ, nachzulesen bei DerWesten. (Beim Übertragen des Artikels auf die Webseite muss der Praktikant wohl zugange gewesen sein…) Und in der WAZ findet man als einzige milde Kritik nur, dass momentan nur der Spiegel bei den Zeitschriften ausgeliehen werden könnte – man erwähnt aber geflissentlich die anderen internettigen Angebote der Stadtbibliothek.

Wie traurig ist es, dass ich mittlerweile von Journalisten gar keine eigenen Recherchen mehr zum Thema erwarte und der Begriff „Pauschalisten“ mit Fug und Recht verwendet werden darf – und diese nur lobhudeln wie es hier der Fall ist. Denn dass das Angebot der Onleihe in der bibliothekarischen Fachwelt schon auf eine Menge Kritik gestoßen ist, das ist dem Radar der Journalisten entgangen. Eine einfache Googlesuche nach „Kritik“ und „Onleihe“ hätte ja schon genügt um einige Kritikpunkte zu finden.

So hat Klaus Graf lang und breit im Netbib über die Tücken des Systems geschrieben. (Wobei der verlinkte Artikel der Beginn einer Artikelreihe im Netbib ist. Über den Tag Onleihe findet man eine Reihe von Artikeln zum Thema.) Patrick Danowskis Kritik macht sich zwar eher an der – nicht mehr bestehenden – Schlagzeile der „Onleihe 2.0“ fest, hat aber immer noch einen wahren Kern. In der Telepolis berichtete Reiner Sladek über die Probleme, die Benutzer anderer Betriebssysteme als Microsoft mit der Onleihe haben. Und das Infobib hat ebenfalls einen Tag zum Thema.

Na ja, mag man einwenden, die WAZ und die NRZ sind halt nicht investigative Nachrichtenmagazine. Und warum sind sie das nicht?

2 Antworten zu „Katze aus dem Sack: Onleihe in der Stadtbücherei Duisburg”.

  1. Frank

    Soweit ich weiß, hat niemand, nicht einmal die Firma DiViBib, behauptet, dass hier ein perfektes ausgereiftes Produkt vorliegt.
    In den ersten Jahren galten die Betriebssysteme von Windows auch als Murks, mittlerweile räumen selbst Kritiker ein, dass die Qualität sich verbessert hat. Auch hinsichtlich der Orientierung an offenen Standards hat es Fortschritte gegeben.
    Die Kritik entzündet sich hauptsächlich am Formalen, dem Einsatz von DRM.
    Wichtiger ist doch die Attraktivität der Titel. Die „Renner“ stellen Verlage ohne DRM halt nicht zur Verfügung.
    Bleibt also die Frage einer Alternative.
    Überhaupt kein virtuelles Angebot oder eines, das sich auf freie Inhalte bzw. englischsprachige Fachbücher konzentriert?
    Diese Varianten sind auch nicht befriedigend.
    Weniger Ideologie und mehr Pragmatismus täten der Debatte gut.

  2. Prospero

    Es geht mir nicht generell um die Frage ob das jetzt DIE Toplösung schlechthin ist oder nicht. (Da werden sicherlich noch Verbesserungen vonstatten gehen, keine Frage. Aber ganz geschickt waren auch die Verfechter in der Debatte nun auch nicht…) Mir geht es vor allem um die Frage, warum weder WAZ noch NRZ wenigstens einen Hauch auf die Probleme eingegangen sind, die das System derzeit hat. (Und die unbestreitbar nun mal auch erwähnt werden müssen damit man weiß: Wenn ich einen Mac habe könnte es sein, dass das System halt eben NICHT funktioniert. Oder wenn ich Linux benutze, was ja auch immer häufiger wird.) Reine Lobhudeleien bringen einen nun auch nicht weiter und ob die Macken nun behoben sind oder nicht wäre ja durchaus auch berichtenswert. Aber gerade das wurde ja nicht gemacht – es wurde nur gelobhudelt. (Und natürlich sind wir in der Materie besser drin als Journalisten, aber mal eine Google-Suche anschmeißen kann auch ein Journalist zum Thema, oder?)